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Museumsshops – Eine Einführung

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Welcher Museumsbesucher kennt es nicht? Nach einem Museumsbesuch, manchmal sogar schon davor, zieht es einen nahezu magisch in das Kaufhaus im Museum. Hier findet sich (fast) für jeden etwas: Ein Andenken oder Souvenir, das die Erinnerung an ein Kunsterlebnis im Museum aufrecht erhält, ein Ausstellungskatalog, um das zuvor Gesehene zu vertiefen und nachzubereiten oder ein kleines Design-Gadget mit dem aufgedruckten Logo des jeweiligen Museums. Museumsshops bieten heutzutage ein vielfältiges Sortiment an, welches von Standardprodukten wie Postkarten, Postern, Ausstellungskatalogen und Merchandising-Artikeln bis hin zu skurrilen Dingen reicht, wie dem Gemälde der Mona Lisa von Leonardo Da Vinci, umgewandelt in ein aufblasbares Sitzkissen, als Anspielung auf die Ready-mades Marcel Duchamps. So wirken doch die Museumsshop-Artikel selbst wie Kunstwerke, erst recht, wenn sie im Shop in Glasvitrinen ausgestellt werden.

In Amerika entwickelten sich die kommerziellen Museumsshops bereits sehr früh. Inzwischen stellen sie neben den Eintrittsgeldern eine unverzichtbare zusätzliche Einnahmequelle zur Erhaltung der musealen Sammlungen sowie Einrichtungen dar. Denn die privatwirtschaftlich geführten US-amerikanischen Museen erhalten seit jeher keine finanzielle, staatliche Unterstützung. Als Mutter der Museumsshops wird gerne der Museumsladen des Metropolitan Museum in New York City genannt. Der sogenannte MET-Store eröffnete bereits Anfang des 20. Jahrhunderts, inklusive eines Versandhandels. Heute finden sich neben dem ursprünglichen MET-Store im Museum, weitere externe Shops im Stadtbild von New York City sowie Dependancen weltweit.

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Das „Paper Project“ des MET Store bezieht sich auf den ersten Museumsshop des Metropolitan Museum, welcher 1910 entstand und ausschließlich Reproduktionen auf Papier der Kunstwerke aus der Museumssammlung verkaufte. Das Paper Project verkauft auch nur Produkte, welche aus Papier angefertigt sind, wie Bücher, Postkarten, Notizhefte aber auch Fächer und Schalen aus Papier. Es befindet sich im Foyer des Metropolitan Museums.

Das „Paper Project“ des MET Store bezieht sich auf den ersten Museumsshop des Metropolitan Museum, welcher 1910 entstand und ausschließlich Reproduktionen auf Papier der Kunstwerke aus der Museumssammlung verkaufte. Das Paper Project verkauft auch nur Produkte, welche aus Papier angefertigt sind, wie Bücher, Postkarten, Notizhefte aber auch Fächer und Schalen aus Papier. Es befindet sich im Foyer des Metropolitan Museums.

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Der Hauptmuseumsshop des MET erstreckt sich über zwei Etagen und beherbergt Produkte zu der ständigen Sammlung sowie zu Sonderausstellungen. Der Shop ist direkt vom Foyer aus zugänglich. Fotos: Courtesy MET Store

Der Hauptmuseumsshop des MET erstreckt sich über zwei Etagen und beherbergt Produkte zu der ständigen Sammlung sowie zu Sonderausstellungen. Der Shop ist direkt vom Foyer aus zugänglich. Fotos: Courtesy MET Store

 

Dennoch kann der Verkauf von musealen Souvenirs noch weiter zurück datiert werden. Bereits im Hellenismus, um 300 v. Chr., wurden an berühmten Kunstwerken oder Bauwerken kleine Ersatzfiguren von diesen verkauft. Sie sollten den Reisenden als Erinnerung dienen und die Kunstwerke vor Zerstörung und Plünderung durch den antiken Tourismus schützen.

In Deutschland ist die Tradition der Museumsshops noch jung. Erst Ende der 1980er Jahre entstanden hier die ersten Museumsshops. Dennoch verfügten 2004 fast 85 Prozent der an einer Repräsentativumfrage des Instituts für Museumsforschung beteiligten Museen über mindestens eine Verkaufsstelle. Diese Zahl ist inzwischen aufgrund der hohen Nachfrage der Besucher wahrscheinlich noch gestiegen. Zu Beginn der Ära der Museumsshops in Deutschland wurden die museumsbezogenen Verkaufsprodukte, wie Kataloge, Plakate und Kunstdrucke an der Museumskasse verkauft, so wie es heute noch bei kleineren Museen der Fall ist. Die Entwicklung eines Museumsshops in Form eines separaten Verkaufsraumes folgte in den meisten Museen erst im Anschluss an den Kunst-Kiosk an der Kasse. Ähnlich wie in Amerika finden sich inzwischen auch in Deutschland die Museumsshops größerer Ketten, wie zum Beispiel die der Firma CEDON, nicht mehr nur in musealen Institutionen, sondern auch als sogenannte Art- oder Designshops, in Stadtzentren und an Flughäfen. Neben CEDON zeigt die Buchhandlung Walther König, dass eine umgekehrte Entwicklung vom externen Buchladen und Verlag zu einem der marktführenden Museumsshop-Betreiber, möglich ist.

Wird der Museumsshop vom Museum selbst oder über einen Förderverein des jeweiligen Museums ehrenamtlich betrieben, können die Einnahmen über die Shop-Artikel zur Förderung des Museums und seiner Sammlungen genutzt werden. Bei privaten Shop-Betreibern können die Einnahmen über die Miete dem Museum zu Gute kommen. Leider zeigt sich hier das Problem, dass einige Museumsträger diese Einnahmen als beständig betrachten und daher die Etats von Museen kürzen.

Trotzdem: Auch wenn der Museumsshop eine gute Möglichkeit sein kann, das Museum mit den Einnahmen durch die Produkte zu unterstützen und den Bekanntheitsgrad zu fördern, befürchten Kritiker durch die Wandlung vom Kunstwerk zum Produkt, eine weitgehende Entwertung der Kunst. Diese schon lange andauernde Debatte um Kunst und Kommerz sollte vor allem bei den Museumsshops dazu führen, dass sie die Kernaufgaben des Museums, nämlich das Sammeln, Bewahren und Vermitteln, auch als ihre eigenen Aufgaben ansehen. So bieten gute Museumsshops den Museumsbesuchern nicht nur Produkte, welche eine Erinnerung an den Museumsbesuch aufrechterhalten, sondern ebenfalls einladen, sich tiefergehend mit der Sammlung oder einem bestimmten Kunstwerk auseinanderzusetzen – und dies gilt nicht nur für Museums- oder Ausstellungskataloge, sondern auch für Souvenirs und weitere Gadgets.

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Zu Sonderausstellungen wird der Shop, der sich inmitten des Museums und damit direkt bei der jeweiligen Sonderausstellung befindet, immer aktuell und zur Sonderausstellung passend bestückt. Oben Beispiele zu einer Ausstellung zum Kongo, unten zu „Ancient Egypt“. Fotos: Courtesy MET Store.

Zu Sonderausstellungen wird der Shop, der sich inmitten des Museums und damit direkt bei der jeweiligen Sonderausstellung befindet, immer aktuell und zur Sonderausstellung passend bestückt. Oben Beispiele zu einer Ausstellung zum Kongo, unten zu „Ancient Egypt“. Fotos: Courtesy MET Store.

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Für alle, die sich weiter ins Thema einlesen wollen sehr zu empfehlen ist Fliedl, Gottfried (Hg.): Wa(hr)re Kunst. Der Museumsshop als Wunderkammer. Theoretische Objekte, Fakes und Souvenirs, Linz 1997, das mit guten Aufsätzen zum Spannungsfeld zwischen Museum und Museumsshop aufwartet.

Auch einen interessanten Museumsshop gesehen? Wir freuen uns über Hinweise!

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